Die gemeine Wegwarte

Wenn Menschen Auszeichnungen bekommen, dann wird darüber gesprochen. Wenn Pflanzen Auszeichnungen erhalten, dann ist diese Information meist was für Fachkreise und geht für die Allgemeinheit verloren. Schade eigentlich, denn viele Pflanzen hätten es verdient, nicht nur sprichwörtlich, in aller Munde zu sein. So. z.B. die Gemeine (oder Gewöhnliche) Wegwarte. Eine Pflanzenart aus der Familie der Korbblütler, deren Kulturformen der Chicoree, Zuckerhut, Radiccio, Schnittzichorie und die Wurzelzichorie sind.

Schon 2005 zum Gemüse des Jahres sowie 2009 zur Blume des Jahres gekührt, schaffte „Cichorium Intybus“ es dieses Jahr zur Heilpflanze des Jahres und das nicht ohne Grund.

Das in Mitteleuropa häufig an Wegrändern zu findende, ausdauernde, krautige Gewächs, mit einer Wuchshöhe von 30 bis 140 cm, ist spätenstens seit dem Mittelalter als Pflanze für medizinische Zwecke bekannt. Schon Dr. med. Gerhard Madaus (Arzneimittelfabrik Dr. Madaus & Co) schrieb 1938: „Wegen seiner umfassenden Wirksamkeit und Zuverlässigkeit wird Cichorium zu den wichtigsten Pflanzenheilmitteln gezählt. Nicht zuletzt deswegen ist die Wegwarte unter dem Namen „Chicory“ auch eine der, in der Naturheilkunde gerne verwendeten, Bachblüten.”

Die Oben bereits erwähnten Kulturformen haben längst Einzug in die heimische Küche gehalten. Wurzelzichorie wird geröstet als Kaffeeersatz verwendet. Bei uns in NRW als Muckefuck bekannt, ist unter der Handelsbezeichnung „Caro-Kaffee“ noch immer Zichorien-Kaffee im Umlauf. Garten- aber auch Gemüsefreunden, sind Chicoree, Salatzichorie und Radiccio sicherlich ein Begriff. Ihre Neigung zur Bildung von Bitterstoffen führte dazu, dass sie im Regelfalle lichtdicht verhüllt gezogen (und gelagert) wurden.

Gerade aber diese Bitterstoffe, sowie Intybin, Harz, Kaliumsalze, Cichoriin, Gerbsäure, ätherische Öle, Manan, Petein, Lacuoulin, Lactuopikrin, Isochlorgensäure, Aesculin, Aseculetin und große Mengen an Inulin in den Wurzeln, machen die Wegwarte, völlig verdient, zur beliebten Heilpflanze. Im Mittelalter wurde die Wegwarte als schweißtreibende Arznei, sowie zur Anwendung bei Magen-, Darm- und Lebererkrankungen verwendet. Noch heute hat sie in der modernen Pflanzenheilkunde ihren Platz als Mittel zur Stimulierung und Heilung von Leber, Galle und Milz, aber auch bei rheumatischen Beschwerden, Gicht und sogar Hautkrankheiten. Bereits im 16. Jahrhundert wurden mit Wegwartentee-Kuren erfolgreich Giftstoffe aus dem Körper ausgeleitet. Gerade in der heutigen Zeit, wo viel mit Pestiziden gearbeitet wird, eine gute Ergänzung für den (selbst zubereiteten) Tee, um diese wieder los zu werden.

Verwendete Pflanzenteile der Gemeinen Wegwarte sind die getrockneten Blätter und Wurzeln (Pharmazeutisch: Folia et Radix Cichorii, Folia et Radix Intybi). Aufgrund ihrer adstringierenden, anregenden, blutreinigenden, entzündungshemmenden, beruhigenden, manchmal mild abführend und psychorelaxierenden Wirkung, ist die Wegwarte bei vielen Beschwerden, völlig zurecht, Bestandteil des Therapieplanes. In der Humanmedizin gerade bei Gallenproblemen, sowie Erkrankungen rund um den Verdauungsapparat, Stoffwechselschwäche und Diabetes eingesetzt, zeigt die Wegwarte ihre wahre Stärke als schonendes erfolgreiches Naturheilmittel. Auch in der Tierheilpraxis hat Cichorium Intybus seinen festen Platz bei der Behandlung von Verdauungsproblemen, Schwierigkeiten der Leber sowie der Unterstützung des Entgiftungsprozesses.

Die Gemeine Wegwarte, zu Unrecht auch Arme-Sünder-Blume genannt, ist das perfekte Vorbild einer Heilpflanze, denn sie dient genau dem, was die Naturheilkunde ausmacht: fördern und erhalten von Gesundheit und Leben.