„Sibirische Zeder“ – Pinus sibirica
Ein Baum, der den widrigen Bedingungen Sibiriens, mit extremen Temperaturen und oftmals kargen Böden trotzt und dabei noch einen stattlichen Wuchs zustande bringt, der muss einfach was besonderes sein. In der Tat ist die Sibirische Zeder, die trotz ihrer häufig imposanten Größe eher unscheinbar wirkt, eine interessante Pflanze.
Zugegeben, mit einer Wuchshöhe von zehn bis vierzig Metern, ist die Zirbelkiefer nicht unbedingt für jeden Garten geeignet und wer optisch ansprechende Pflanzen sucht, die tolle Blüten tragen, dem hat die sibirische Zeder eher wenig zu bieten. Bei einer aufrechten Wuchsform mit tiefreichender Krone und einem Nadelkleid aus 1cm langen Nadeln, wirkt der Baum nicht so, als würde er für die Ernährung relevante Früchte tragen. Dennoch bilden sich aus den unscheinbaren, weniger als einen Zentimeter kleinen Blüten später bis zu 8cm große Zapfen, die es im wahrsten Sinne des Wortes „in sich haben“. Denn mit ihren Samen tragen sie das, was in Sibirien als „Brot der Taiga“ bezeichnet wird, in sich: die ungefähr 12 Millimeter langen Zedernnüsse. Von den über einhundert Arten der zedernartigen Kiefern (den Pinien), enthalten nur zwölf essbare Nüsse und diese wachsen ursprünglich alle in der nördlichen Hemisphäre.
Fast ausschließlich in Russland beheimatet, wächst die sibirische Zirbelkiefer vom Tiefland bis in Höhen von dreitausend Metern überall im Bereich des Ural und dem Altai-Gebirge, sowie in der Mongolei. Eine Fläche, die mehr als fünfunddreißig mal größer als die BRD ist, ist mit diesem Baum fast bewachsen. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass Pinus Sibirica bekannt sind, die ein Alter von 800 Jahren problemlos erreicht haben.
Selbst Menschen ohne den „grünen Daumen“, sollten mit der Sibirischen Zeder keine Probleme haben. Sie stellt an den Boden nur geringe Ansprüche und kommt sowohl auf Kiesen, trockenen Hängen, alluvialen Talböden als auch in Mooren vor. Die Art ist tolerant gegenüber sauerstoffarmen Böden und verträgt Frost bis zu -36 Grad ohne Schwierigkeiten. Ihr einziger echter Anspruch: Sonne. Dann wird die Zirbelkiefer zahlreiche ihrer braunen Zapfen bilden.
Was das Sammeln und verarbeiten der Zedernnüsse angeht sei erwähnt, dass es sehr arbeitsintensiv ist. Aber es ist gut investierte Zeit. Mit bis zu 68% hochwertigen Fetten und etwa 20% nicht minder hochwertigem Eiweiß gehört die Zedernnuss zu den nahrhaftesten Baumfrüchten der Welt. Doch vor der Arbeit kommt das Warten, denn die Zedernzapfen der Sibirischen Zeder erreichen ihre volle Größe und damit Reife erst 26 Monate nach der Bestäubung. Sollten die Frühsommer-Monate zu kalt oder zu feucht sein, fällt die Ernte der nächsten ZWEI Jahre deutlich schlechter aus. Allerdings ist auch zu große Sommerhitze kein Freund des Baumes aus dem widrigen Sibirien, denn diese bremst das Wachstum der Zapfen deutlich. Neben den „normalen Erntejahren“ werden im Schnitt alle 5 Jahre Rekordernten möglich, wenn man die Mühen nicht scheut.
Von allen Pinienarten haben die Nüsse der sibirischen Zeder den höchsten Fettgehalt. Sie schmecken nussartig, leicht harzig und haben ein leichtes, feines Waldaroma und sind somit fast wie für unsere befiederten Feinschmecker gemacht. Einhundert Gramm Zedernnüsse enthalten im Durchschnitt etwa 62 Gramm Fett, davon über 41g mehrfach ungesättigte Fettsäuren, sowie 15,4g einfach ungesättigte Fettsäuren und etwa 280mg Phosporlipide. Bei den Fettsäuren hat die Linolsäure mit etwa 28g den höchsten Anteil, gefolgt von Ölsäure (14,6g) und Pinolensäure (12,3g) und, in geringen Mengen, Palmitinsäure, Stearinsäure und einige mehr. Nennenswert ist auch der hohe Anteil Vitamin E (16mg/100g), außerdem Spurenelemente wie Jod, Phosphor, Magnesium und Eisen. Linolsäure wird zur Bildung wichtiger Substanzen für das Immunsystem benötigt, die Zellmembran wird stabilisiert und Entzündungen vorgebeugt. Neben einem großen Mineralstoffreichtum an Kalium (650mg/100g), Kalzium (11mg/100g) Phosphor (510mg/100g), Magensium (225mg/100g), Eisen (5,3mg/100g), Zink, Kupfer (1,2mg/100g) und dem Spurenelement Mangan, dürfen das enthaltene Lezithin und die Vitamine B1 (45mg/100g), B2 (0,25mg/100g), B6 (0,39mg/100g) sowie Niacin (3,5mg/100g) und Folsäure (57μg/100g) nicht vergessen werden.
Interessant auch, dass 70% der Aminosäuren in Zedernnüssen essenziell sind, was einen Hinweis auf die hohe Bioverfügbarkeit des Zederneiweißes gibt. Der Anteil der Phytosterole, der bioaktiven Substanzen mit antioxidativer und Herz schützender Wirkung, liegt laut USDA bei insgesamt 141mg/100g.
Die enthaltenen Inhaltsstoffe der Zedernnuss stärken das Immunsystem, verringern das Risiko von bestimmten Krebserkrankungen und wirken positiv auf den Regulierungsmechanismus des LeberGalle-Systems. Das Öl der Zedernnuss zeigte in Untersuchungen eine signifikant analgetische (entzündungshemmende) Wirkung, was z.B. auch im Falle von Arthritis zu berücksichtigen wäre.
Alles in allem verbirgt sich hinter der kleinen Nuss des großen Baumes eine echte Wunderfrucht, was die alternative bzw. ergänzende gesunde Ernährung angeht. Selbstverständlich kann man Zedernnüsse im Handel erwerben, wer jedoch Platz, Zeit und Lust hat, der sollte sich überlegen, ob er ein Eckchen für Pinus Sibirica entbehren kann. Es lohnt sich.